von Antje F., Fotos: Christa, Antje und Silja
Nach mehr als halbjähriger Planungsphase, bei der von der Organisation der passenden Ruten, Watsachen, – Schnurkörbe und sonstigen Ausrüstung über das Ferienhaus und eine ausgeklügelte Lebensmittelliste bis hin zu unserer traumhaften Trainerin – jede Menge vorzubereiten war, gings Mitte Mai 2019 für uns vier weibliche Vereinsmitglieder Christa, Friederike, Heike und Antje endlich los: 2tägiger Meeerforellenkurs im dänischen Sjaeland.
Unser Coach für die beiden Tage sollte die Vizeweltmeisterin im Zweihandwurf, Silja Longhurst sein. Silja ist die erste Frau in Europa mit einem Wurflehrer-Diplom der Federation of Fly Fishers. Wir kannten sie u.a. vom Fliegenfischertag, den das Fliegenfischeratelier und unser Verein vor vielen Jahren an der Elbe bei der Gohliser Windmühle durchgeführt hatten. Silja lebt seit Jahren mit ihrer Familie in Kopenhagen, wo sie auch einen Shop für Fliegenfischerbedarf und speziell für die Marken Echo and OPST Flyfishing betreibt. Da sie die Gegend wie ihre Fliegenbox kennt, macht sie dort auch spezielle Meerforellengiudings.
Froh, das schlechte Dresdner Wetter für die kommenden Tage hinter uns lassen zu können gings mit Fährüberfahrt von Rostock nach Gedser weiter gen Norden. Die letzten 200 Kilometer nach Kalundborg zogen sich dann doch.
Dafür wurden wir mit einem Ferienhaus belohnt, dass sogar noch schöner war, als es uns im Internet versprochen wurde und durch seine schöne Lage sowie die charmante (hyggelige 🙂 und zweckmässige Einrichtung und Ausstattung bestach. Charmant und schräg: Das VEB Kahla-Geschirr mit Wiesenblumendekor und entsprechender Beschriftung.
Aber wir hatten ja vor allem vor, abends völlig erschöpft von den anstrengenden Drills :-), salzwassergegerbt und zufrieden in einen traumlosen Schlaf zu sinken.
Wie verabredet fuhr Silja am nächsten Morgen vor und nach einem großen Wiedersehenshallo bzw. der Vorstellung begannen wir, die Ausrüstung zu checken, was sich aufgrund zusätzlicher Leihruten, die uns unser Vereinskollege Sigmar zur Verfügung gestellt hatte, als nicht ganz einfach erwies. So aber mussten wir kaum auf Siljas – für uns mitgebrachten – Leihruten , -schnüre und -rollen zurückgreifen. Zum Fischen standen uns nun drei RST- und eine Sage Einhandruten zur Verfügung. Ich z.B. fing meinen ersten Hornhecht mit einer 7 /8 er RST M5 Traveler Rute, mit Schußkopfschnur und 30iger Vorfachspitze. Aber davon später.
Zunächst aber ging es ans Üben eines speziellen Knotens, des Palsteks, eigentlich eines Seglerknotens, der aus zwe Schlaufen besteht. Dann checkten wir die neu erworbenen Shrimp- und Sandaalfliegen und dann ging es ENDLICH raus.
Silja hatte den Wetterbericht und den Wind gecheckt und führte uns dann aufgrund des Nordwindes ca. 20 km über verschlungene Wege in eine Kalundborg vorgelagerte wunderschöne, riesige, menschenleere Bucht. Hier kam der Wind eher seitlich, so dass das Werfen zumindest auch seitlich mit dem Wind möglich war. Bei auflandigem Wind ist der Vorteil, dass damit immer auch Nahrung an die Küste getrieben wird und die Fische nahe ans Ufer – sprich in Wurfdistanz – kommen. Schwierig an der Küste war generell, dass der steinige Untergrund überall extrem glitschig und somit trotz des glasklaren Wassers immer eine Herausforderung war, die teils nur mit Watstock zu bewältigen wir. Daher verbrachten wir mehrere Stunden mit Wurfübungen, fischten dabei aber auch schon aktiv. Auch die Benutzung des Schnurkorbs musste geübt werden.
In den Pausen streiften wir am steinigen Strand entlang und genossen die fantastische Landschaft mit kleiner Steilküste, unzähligen wilden Primeln und den abgerutscheten knorrigen Baumresten, teils noch blühend, teils schon glattgeschmirgelt von Wasser und Wind. Da der Wind drehte und das Werfen bei Gegenwind kaum mehr kontrolliert möglich war, wechselten wir den Standort. Vorbei an knallgelben Rapsfeldern gings zu einem sich zum großen Belt öffnenden langen Küstenstreifen.
Nach mehreren ‚versemmelten‘ Bissen und einem entsprechenden Coaching von Silja („Nicht sofort anschlagen sondern zählen: „einundzwanzig, zweiundzwanzig, – Kontakt und dann Anschlag“ ) fing und landete ich mit einer Sandaalimitation meinen ersten Hornhecht, den wir uns abends dann auch schmecken lassen konnten. Auch Christa und Friederike hatten an diesem Nachmittag Glück in Sachen Hornhechte. Die Meerforellen dagegen ließen sich nur 2-3 mal kurz an den Ködern blicken und drehten dann misstrauisch wieder ab.
Die Nachmittagspause versüsste uns Silja mit leckeren selbst gebackenen Muffins, Kaffee und Limonade. Im Anschluss fischten wir noch ein paar Stunden an einem etwas abgelegeneren, nur über einen kleinen Fußmarsch durch den Wald zu erreichenden Stelle weiter. Hier ging es vorbei an duftendem Waldmeister und einer gigantischen Menge blühender Bärlauchpflanzen. Als sich der Wald dann zum Meer hin öffnete, waren wir angesichts dieser fantastisch schönen Landschaft fast sprachlos.
Mit Dämmerungsbeginn sprangen dann einige wenige Male kleinere Forellen und eine kleine Gruppe Hornhecht tauchte immer mal wieder hier und da auf. Trotz gezielter – inzwischen etwas präziser geworfener und präsentierter Köder – ließen sie sich aber leider nicht wieder zum Anbeißen verführen. Obwohl wir gelernt hatten, das Meeresufer dahingehend abzurastern, wo Strömungskanten und algenbewachsene Steine sind, an denen sich die Meerforellen möglicherweise aufhalten, war uns das Glück nicht hold. Dafür versöhnte uns ein fantastischer Sonnenuntergang.
Der kommende Morgen begann mit einer Besprechung des Tages mit Silja. Für den diesen zweiten und letzten Workshop-Tag hatte sie für uns neben dem Fischen diverse Wurfübungen eingeplant. Außerdem entschieden wir uns für eine längere Mittagspause, dafür aber das Fischen bis zum Dunkel werden und ein abendliches Lagerfeuer am Strand. Mutter Reh und Herr Fasan waren zwar wenig begeistert von unseren Wurfübungen auf der Wiese, aber auch nicht sonderlich beängstigt. Und nach einigen Versuchen stellten wir unisono wieder einmal fest, wie oft wenige kleine Änderungen bei der Technik verblüffende Verbesserungen bringen. Bei jeder von uns hatten sich über die Jahre jeweils unterschiedliche Fehler eingeschlichen, die Silja korrigierte und die wir anschließend am Wasser gleich umsetzen konnten.
Zielgenau die Riffkanten abfischen, an denen sich die Fische im Algengewirr verstecken und nur zur Futteraufnahme kurz dort herauszuschauen, gelang nun wesentlich einfacher. Und auch eleganter 😉 Im Gegensatz zum wiederholten Abrutschen und – trotz Wathose – nass werden. Ich schaffte es sagenhafte viermal. Aber Ersatzklamotten und Motivation waren da und so fischten bis zu einer langen Mittagspause und dann nochmals – diesesmal wieder an unserer Traumbucht – bis in die Dämmerung. Aber die Meerforellen waren uns nicht hold. Kein Sprung, kein Biß.
Dass sich uns dann wenigstens noch zwei Schweinswale, die im gleißenden Abendorange ruhig ihre eleganten Bogen zogen zeigten, stimmte versöhnlich. Und Siljas überm Lagerfeuer frisch gerösteten Würstchen und Brötchen für original dänische Hotdogs ebenfalls.
Ob die drei Harpunentaucher, die sich währenddessen mit Flossen, Unterwasserlampen und durch ihre knallroten Bojen gut sichtbar in Küstennähe durch das Wasser bewegten erfolgreicher waren als wir, werden wir wohl nie erfahren. Sicher ist aber: in dem Fall haben wir den Meerforellen die Daumen gedrückt.
Es war ein toller Workshop (den Kalauer mit dem Leergang möchte ich nun nicht bemühen :-D) bei dem wir nicht nur viel gelernt, sondern auch viel Spass hatten. Die nächsten Tage verbrachten wir dann nur noch zum Teil mit Fischen. Stattdessen mit Wandern, Faulenzen und Erkunden der Gegend. Zwei von uns verabschiedeten sich für zwei Tage Kopenhagen und Christa und ich traten die Heimreise an.
Silja werden wir natürlich wiedersehen. Vielleicht auf der kommenden EWF. Sicher aber in Dresden, wo wir mit ihr einen Wurfkurs für die Jugendlichen und Kinder im Verein verabredet haben. Dieser findet voraussichtlich im Frühjahr 2020 statt.
Bericht: Antje